Lage von Kandersteg im Kanton Bern
Kandersteg befindet sich südwestlich vom Thunersee ganz hinten im Kandertal in der Nähe des nördlichen Alpenkamms, der die Grenze zum Wallis bildet. Im Osten erhebt sich das beeindruckende und das Panorama stark dominierende Blüemlisalpmassiv mit bis über 3600m hohen Gipfeln.
Lagebeschrieb Station und spezielle Verhältnisse
Die Wetterstation befindet sich im südlichen, mittleren Teil von Kandersteg. Hier dauert der Winter was Schnee betrifft etwas länger als im vorderen Bereich. Auch wegen der relativ langen Abschattung am Morgen. Anfangs März geht die Sonne am Stationsstandort um 10:30-10:40 Uhr auf. Während Talauswärts in den nördlichen Ortsteilen bald einmal schon fast um 9 Uhr die Sonne über die Berge steigt und nach ganzen 7 bis 7,5 Stunden erst wieder verschwindet. Das ist also fast so viel wie in Adelboden und Frutigen um diese Jahreszeit. An meinem Standort werden es 6 Stunden.
Das Tal ab dem Ortseingang ist über weite Teile Flach. Im hinteren Teil mit einer im Osten und Westen sehr steil aufragender Felswand. Kaum verlässt man das Tal aber nach Norden hin kommt ein grosses Gefälle. Die Wetterstation steht genügend weit von diesem weg, dass sich ein Kaltluftsee bilden kann. Die Nächte sind entsprechend kalt. Allerdings nicht so extrem wie in Lenk wo die Kaltluft nicht unter gewissen Bedingungen auch mal wegfliessen kann. Tagsüber sind die Temperaturen entsprechend der Höhe merklich kühler als im unteren Kandertal, wird aber nach Sonnenaufgang zumindest ab März sehr schnell wärmer, so dass die Mittagstemperatur schon auf dem Tageshöchstwert liegen kann. Bei gewissen Wetterlagen mit warmer Luft in höheren Lagen und Kaltluft in tiefen Lagen kann es in Kandersteg durchaus auch im Winterhalbjahr wärmer werden als in Frutigen und Reichenbach und das selbst dann wenn dort unten auch die Sonne scheint. Da wirkt dann mehr der Wind und Wolken in der Nacht und auch am Morgen wärmend. Und manchmal ist es erstaunlich wie viel das sein kann.
Im Laufe des Frühlings ist die Sonne auch am Abend deutlich länger zu sehen. Aber am Morgen ändert sich mit Abstand am meisten. An meinem Standort kann den ganzen Sommer schon ab 7:20 Uhr die Sonne aufgehen. Weiter vorne im Tal wo es im Winterhalbjahr mehr Sonne gibt geht die Sonne dagegen bis zum längsten Tag eher immer später auf! Auch am Abend ist dort früher wieder schattig. Das reduziert sogar die Tages-Sonnenscheindauer. An meiner Station bleibt sie etwa den Sommer hindurch gleich bei 11,5 Stunden, was recht viel ist für ein Bergtal. Dabei verschiebt sich der Sonnenuntergang ab Anfang Mai kaum mehr da die Sonne dann Abends quasi jeden Tag etwas weiter einen Berghang im Westen hochklettert und dann wieder runter bis nach Mitte August der Sonnenuntergang spürbar früher stattfindet. Dazwischen aber wird es immerhin ständig gegen 19 Uhr Sommerzeit. Ab etwa dem 20. August geht die Sonne wieder hinter der Blüemlisalp auf. Damit verkürzt sich die Sonnenscheindauer schneller als von "Natur" aus durch den Sonnenstand. Nach Mitte September gehts rasch, nach einer Zeit wo die Sonne 2 mal untergeht. Hinter dem Alpschelenhubel im Westen, dann nochmal kommt und dann ganz hinter dem Chlyne Lohner verschwindet.
Nachdem die Sonne in der ersten Septemberhälfte am Morgen nochmal eine Lücke südlich des Blüemlisalpmassivs findet, schleicht sie nach dem 20. noch gerade so am Hang entlang Richtung Doldenhorn. Bis dahin kommt sie eigentlich noch relativ früh hoch.
Etwa von Ende November bis Januar kommt am Nachmittag noch das Gällihorn im Süden dazwischen. Die Sonne ist dann nach etwas mehr als zunächst 3, ein paar Wochen auch nach 2-2,5 Stunden wieder weg. Nicht viel weiter nördlich kommt es gar nicht so weit und es gibt immer über 3 Stunden Sonne. Alles Nachmittags. Eine kleine Ecke mit einigen Häusern kommt allerdings knapp vor dem Mittag noch dran. Das Ganze ist so speziell aufgeteilt, dass man mit einem gut geplanten Spaziergang eigentlich noch im Dezember über 4 Stunden Sonne haben kann.
Das das schattig macht gilt aber nur bei klarem oder wenig bewölktem Himmel. Ist es leicht bis mässig bewölkt streuen oder reflektieren die Wolken unter Umständen eine Menge Licht. Das beeinflusst sogar deutlich den Temperaturverlauf. Im Sommer ist der Effekt wegen dem frühen Sonnenaufgang aber vernachlässigbar. Vielmehr ist es dann am Abend länger warm wenn die Wolken leuchten bzw. isolieren. Dieser "Spezialeffekt" scheint nach meinen Beobachtungen in Kandersteg besonders ausgeprägt zu sein. Wahrscheinlich liegt das an der Ausrichtung des Tals gegen Südwesten. Und dort findet die Sonne im Winter erst noch eine Lücke zwischen den Bergen wo sie dann besonders lange Bewölkung oder dünnen Hochnebel von oben beleuchten kann. Zudem zieht die Sonne nicht sehr tief hinter dem Gällihorn durch während der kürzesten Tage.
So wie der Winter hier oben länger dauert, fängt auch das Sommerwetter später an. Die Feuchte Luft, die Gewitter verursacht, kommt erst mit der vollen Entwicklung der Vegetation bis Kandersteg. Also um einiges später als Richtung Alpenrand, unteres Kandertal und auch im Mittelland. Sogar mitten über dem Hochgebirge wenn der Schnee dann zum grössten Teil weg ist. Schnee behindert nämlich auch die Gewitterbildung. Die Temperaturen sind sehr gemässigt. Wie ihr in den Rekorden sehen könnt auch bei Extremwerten. Das ist nicht selbstverständlich. Zwar liegt Kandersteg auf fast 1200m, aber andere Talkessel wie Lenk im Simmental werden tagsüber deutlich wärmer. Auch deutlich über 30°C gabs da schon oft. Der Ort liegt nur 100m tiefer. Das alleine erklärt den Temperaturunterschied also nicht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass wir hier sozusagen auf einer Art Hochebene zwischen den Bergen liegen (die wie schon erwähnt nach der Orts Ein/Ausfahrt steil abfällt). Also „frische“ Luft aus freier Atmosphäre bekommen und nicht aufgeheizte Talluft von unten. So bleibts am Tag angenehm kühl/warm wie auf einem Berg und die Sommernächte kühlen weniger heftig ab wie für ein Tal üblich.
Bild 1: Doldenhorn (höchster Gipfel ist der mit dem grossen Schneefeld) (3638m)
Bild 2 Blüemlisalp: Wildi Frau (3260m), Weisse Frau (3608m) (der spitzige links), Blüemlisalphorn (3657m) und Oeschinenhorn (3486m)
Bild 1: Felswände unterhalb vom Biberg nicht weit von der Station entfernt.
Bild 2: Auch ein markanter Berg der Umgebung, Bire (2502m)
Bilder unten: Gällihorn (2284m) am südlichen Ende des Tals bei Kandersteg
Doppelter Sonnenuntergang bzw. nochmal Aufgang am 25.11.2014 als Beispiel für den "Spalt" zwischen den Bergen
Zuvor ist die Sonne erstmals knapp nach dem "Horn" verschwunden.
Lagekoordinaten: 46° 29' 40“ Nord und 7° 40' 36“ Ost, 1179m